Gräfenhainichen – MZ: ( Michael Hübner)
TuS Radis gewinnt den Handball-Landescup vor – so beschreibt es der Verein auf seiner Facebookseite – „einer sensationellen Kulisse“. Beide Fanlager sorgen für „eine grandiose Stimmung“. Radis siegt im Final-Rückspiel gegen die Staßfurter Verbandsliga-Sieben 32:24. Es geht sehr emotional zu.
Spielertrainer Stephan Blechschmidt verabschiedet sich mit der Trophäe von seinen Fans. „Es war eine glorreiche Zeit“, sagt der Übungsleiter mit dem Mikro in der Hand und fordert die Zuschauer auf, davon „ihren Kindern und Enkeln“ zu erzählen. Für Blechschmidt wird mit dem Triumph eine Saison gekrönt. Sternstunden dabei – das ist unbestritten – waren die Pokalspiele.
In Wittenberg drohte das frühe Aus, aber in einem furiosen Schlussspurt konnte der Lokalrivale doch noch bezwungen werden. Und in der eigenen Halle wurde der Meister Calbe nach Verlängerung geschlagen auf die Heimreise geschickt.
Dabei gehörten die Radiser vor der Saison zu den vielen Kritikern des Wettbewerbs, debattierten sogar über eine Nichtteilnahme. „Aber, wenn es so ausgeht“, kann der Radiser Chef Wolfhard Mensch nur noch darüber schmunzeln.
Tatsächlich haben die Radiser alles dafür getan, dass dieser 25. Mai 2019 unvergessen bleibt. Das geht schon bei der neuen Spielerpräsentation los. Die Radiser tauchen von drei Scheinwerfern angestrahlt aus dem künstlich erzeugten Nebel auf. Das Publikum feiert seine Sieben – es fehlt der verletzte Max Ziemann – bereits vor dem Anpfiff mit Standing Ovations.
Die Gäste, die nach Angaben ihres Übungsleiters Mario Kutzer noch nie vor so einer Kulisse gespielt haben, wussten sich aber zu wehren. Sie schalten das Feuer in der sogenannten Lindenhölle zunächst auf Sparflamme. Dafür sorgt vor allem Kevin Engelhardt mit seinem Doppelpack. Der Außenseiter, der das Hinspiel mit 25:27 verloren hat, führt 2:0 (3. Minute) und hat damit schon mal den Rückstand egalisiert.
Die Gastgeber brauchen fast sieben Minuten für den ersten Treffer durch Kevin Pachaly. Steve Ilgenstein wirft prompt das 3:1 (8.). Robert Giese – im Gegensatz zum Hinspiel dieses Mal sicher vom Punkt – schafft den ersten Gleichstand beim 3:3 per Siebenmeter (9.).
Als Eugen Johannes das 5:3 für Radis wirft (12.), scheint die Partie den erwarteten Verlauf zu nehmen. Doch der krasse Außenseiter lässt nicht locker und hält dagegen. Marco Richter trifft zum 6:6 (17.). Zur Pause führt der Favorit nur 12:10.
„Das sind mit dem Ergebnis aus dem Hinspiel schon vier Treffer“, rechnet Kutzer vor. Es ist tatsächlich, da behält der Experte Recht, eine Vorentscheidung. „Bis zur 40. Minute haben wir gut mitgehalten, dann hat Radis seinen Vorsprung kontinuierlich ausgebaut“, so Kutzer. Allerdings hat seine Sieben auch weiterhin um jeden Ball gekämpft.
Sie werden dafür von ihren Fans gebührend gefeiert. „Ein wunderbares Endspiel“, sagt Staffelleiter Matthias Becker bei der Ehrung der Gäste, die immerhin drei höherklassige Teams – darunter die Nummern zwei und drei im Land – ausgeschaltet haben. Die vierte Sensation gelingt nicht.
Dabei profitieren die Gäste zunächst von einem Torwartwechsel. Nick Härlt hütet dieses Mal den Kasten. Allerdings entscheidet das Duell der Torhüter erneut Christian Brandt für sich. Der Radiser ist ein starker Rückhalt seiner Sieben und verfügt über die größte Pokalerfahrung. Er hat schon einmal den Cup gewonnen – damals mit dem Lokalrivalen SV Grün-Weiß Piesteritz. Zumindest weiß der Schlussmann, wo der noch zugeklebte Karton steht.
Pünktlich zur Siegerehrung übergibt er seinen Spielern die Pokal-Sieger-Trikots. Aber es gibt noch einen Wermutstropfen. Der Cup, so formuliert es Blechschmidt, „ist nicht trinkbar“, kann also nicht mit Flüssigem gefüllt werden. Und so erhalten die Verbands-Verantwortlichen gleich mehrere Aufgaben: Ein ordentlicher Pokal muss her, und der Wettbewerb muss attraktiver gestaltet, reformiert werden.
Fotos: Thomas Klitzsch